Coachings, Selbstreflexionen und schlaflose Nächte
Mein erster großer Bruch im Leben passierte, als ich 16 Jahre alt war. Ich steckte inmitten der Abschlussprüfungen der 10. Klasse, als mein Vater plötzlich an Krebs erkrankte und innerhalb von zwei Monaten verstarb. Von heute auf morgen wurde ich in das Erwachsensein geworfen. Ich funktionierte in einem Automatismus, ohne großes Nachdenken. Alles ging so schnell. Auf der einen Seite Prüfungen gut beenden, auf der anderen Seite die Familie stärken und zusammenhalten. Getragen haben mich Tanten und Onkel, die einfach immer da waren und meine Freunde, deren Türen immer für mich offenstanden, egal zu welcher Zeit. Für mich galt damals aber schon, weiter machen.
Der zweite und umfassende Bruch in meinem Leben war die Wende 1989. Ich war zufrieden mit meinem Leben, meinem Beruf und meiner Arbeit, studierte berufsbegleitend, wohnte mit meiner Freundin in einer schönen Altbauwohnung und wir erwarteten Nachwuchs. Ich war politisch und kirchlich aktiv, und wir wollten die DDR nicht abschaffen, sondern unser Land verändern. Dann ging alles ganz schnell, Demos, Maueröffnung – alles in Richtung Wiedervereinigung. Schock, Freude und Ängste wechselten sich in schneller Geschwindigkeit ab.Wir waren völlig unvorbereitet und zuerst auch ratlos. Rückblickend betrachtet, war diese Unsicherheit, das Nichtwissen auch das Gute. Da es keine Antworten auf die ganzen Fragen gab, handelte ich einfach intuitiv danach, was jetzt für mich und uns am Wichtigsten sein würde.
Bevor es in meinem Leben den bisher letzten und großen Bruch gab, vergingen über 25 Jahre. Ich wollte was anderes machen, hatte aber keine Idee was. Zudem war ich fast 50 und da gab es schon Bedenken in Richtung „Du bist zu alt für einen neuen Job.“ Zu der Zeit hatte ich, inspiriert durch eine Radiosendung eine professionelle Coaching-Ausbildung begonnen und hatte die erste Prüfung hinter mir. Der Hunger auf mehr ließ mich mit der Ausbildung weitermachen. Langsam reifte die Idee und Vorstellung, wie schön es sein könnte, damit mein Geld zu verdienen. Parallel dazu wuchsen die abwehrenden Gedanken. Wenn Du Deinen Job jetzt aufgibst, bekommst Du nie wieder einen oder auch, dass es mit der erfolgreichen Selbständigkeit sowieso nicht klappen kann. Die Veränderungslust war aber groß, und so kam ich auch hier ins Handeln und stellte mich diesen ganzen Ängsten. Etliche Coachings, Selbstreflexionen und schlaflose Nächte später stand eins fest. Ob es funktioniert, bekommst Du nur heraus, wenn Du es versuchst.