Plötzlich arbeitslos

5 Phasen der Verarbeitung und eine Unmenge Strategien

Plötzlich arbeitslos - 5 Phasen der Verarbeitung und eine Unmenge Strategien

von Dieter Bickenbach

Arbeitslos zu werden, ist ein Schock. Arbeitslosigkeit bedeutet Verlust – Verlust von Sicherheit, Verlust von Einkommen und oft auch Verlust von Macht und Status – insbesondere für ehemalige Führungspersönlichkeiten. Was geschieht mit Menschen, die aus einer Führungsposition heraus arbeitslos werden? Wie gelingt es ihnen, den Schock zu überwinden und eine neue Perspektive zu entwickeln. Wir wollten mehr darüber wissen und haben uns auf die Suche gemacht.

Da ist zunächst einmal der Misserfolg der Kündigung, ein Gefühl des Scheiterns. Und schon sind wir mitten drin im Thema. Denn ob die Kündigung ein Misserfolg, ein Scheitern ist, ist ein Urteil über unsere Person – oft ein Selbsturteil. Wo die Grenze zwischen Erfolg und Misserfolg liegt, ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von den eigenen Erwartungen ab. Sicher aber ist, dass wir den Verlust des eigenen Arbeitsplatzes im Moment der Kündigung im günstigsten Fall als Missgeschick, in der Regel als Misserfolg, oft als Scheitern werten. Wie konnte mir das passieren? War denn meine Leistung so schlecht? Hatte ich die falschen oder gar keine Fürsprecher? Habe ich versagt? Ein Problem wird daraus, wenn wir uns nicht damit auseinandersetzen. Wir müssen den Misserfolg verarbeiten, sonst bleibt uns vor allem die negative Selbstbewertung als Folge des Misserfolgs, des Versagens erhalten, mit voraussichtlich massiven Auswirkungen auf unser weiteres Leben.

Misserfolg verarbeiten

Ein Misserfolg dieser Art wird in der Entwicklungspsychologie als sogenanntes kritisches Lebensereignis gesehen. Dabei handelt es sich um „ein Ereignis, das die bestehende Lebenssituation einer Person verändert und sie zu Maßnahmen der Bewältigung und Anpassung zwingt. (…) Zu den kritischen Ereignissen werden hier auch Entwicklungsaufgaben und Rollen-Übergänge gerechnet. Sie lösen entwicklungsmäßigen Wandel aus.“ [1] Soll heißen, es gibt Ereignisse im Leben, die uns zwingen, uns an neue Gegebenheiten anzupassen. Einige davon sind krisenhafte, andere erfreuliche Übergänge von einer Lebensphase in die nächste, etwa der Verlust des Jobs oder die Geburt eines Kindes. Erfolg ist ein solches, kritisches Lebensereignis, aber natürlich auch Misserfolg. Mit einem Misserfolg im Ausmaß von Arbeitslosigkeit ändert sich alles.

In einer Studie mit Top-Managern, die ihren Job verloren haben,[2] beschreiben Marcus Heidbrink und einige Kollegen den mentalen Anpassungsprozess, den die Top-Manager durchlaufen haben, bis eine Neuausrichtung erfolgreich vollzogen war.

Die Phasen, die sie beschreiben, sind sehr interessant, weil sie sehr stark dem Modell ähneln, dass Elisabeth Kübler-Ross in den 60er-Jahren für die Trauerarbeit entwickelt hat[3] – ein Hinweis darauf, worum es bei dem Verlust des Jobs und des Status im Kern geht, um Trauerarbeit, die Verarbeitung eines Verlustes.

  1. Mit meiner Top-Position sind Status, Anerkennung und nicht zuletzt auch materielle Absicherung verbunden. Je länger das wärt, desto mehr werden Person und Position in der Selbst- und Fremdwahrnehmung eins. Ich bin an der Spitze, ich bin gefragt, ich werde hofiert, mein Wort hat Gewicht. Mein Tag wird durch meine Funktion und ihre Anforderungen strukturiert.
  2. Die Trennung ist ein Schock. Ich verliere eine Position und damit Status. Ich erwarte Dankbarkeit und erhalte Kritik oder gar Desinteresse. Je nach Typ tauchen Ungläubigkeit, Wut, Selbstzweifel oder ähnliches auf oder alles zusammen. Es entsteht Leere. Ich falle in ein Loch.
  3. Wenn ich die neue Situation akzeptiert habe, übernimmt wieder der aktive Teil in mir. Ich bewege mich, mobilisiere meine Kontakte, suche nach ähnlichen Positionen und Rollen, habe ermutigende Erlebnisse und
  4. muss in der Regel feststellen, dass daraus nichts wird, meine Bemühungen versanden. Andere Unternehmen zahlen für einen Neueinsteiger in der Firma keinen Vertrauensvorschuss. Kurz: die Illusion vom schnellen Wiedereinstieg zerplatzt.
  5. Jetzt wird es spannend, denn jetzt entscheidet sich, wie es weitergeht. Ich kann versuchen, die Ochsentour noch einmal zu starten. Ich akzeptiere Abstriche an meinen Erwartungen und steige in einem neuen Unternehmen wieder ein. Kann ich doch mit umgehen. Habe ich doch schon einmal gezeigt. Vielleicht akzeptiere ich keine Abstriche und muss erkennen, dass diejenigen, die mich angemessen, das heißt meinem Selbstbild entsprechend, bewerten, rar gesät sind. Dann warte ich darauf, dass mich so jemand entdeckt – und warte und warte, bis die Reserven aufgebraucht sind. Oder ich erkenne und akzeptiere die außergewöhnliche Chance, die sich mir gerade jetzt bietet. Ich kann mich völlig neu erfinden, nicht einfach, aber überaus anregend, spannend und erfüllend – wenn’s gelingt.[4] Ob es gelingt ist offen.

Von Ausnahmen abgesehen durchlaufen alle
diesen sozial und emotional sehr anstrengenden
Prozess – und zwar in vollem Umfang.

Für jeden und jede Einzelne ist das ernüchternd und anstrengend. Von Ausnahmen abgesehen durchlaufen alle diesen sozial und emotional sehr anstrengenden Prozess – und zwar in vollem Umfang. Eine Abkürzung gibt es nur, wenn mir versehentlich eine ähnliche Position in einem bekannten Umfeld über den Weg läuft – mit anderen Worten, wenn sich kaum etwas verändert. Es braucht diesen Verarbeitungsprozess, bevor ich wirklich Neues beginnen kann, ähnlich wie sich Trauerprozesse nicht beschleunigen lassen, sondern genau so lange dauern, wie jeder und jede Einzelne braucht.

Warum ist das so? Neuorientierung gelingt nur, wenn ich davon überzeugt bin, dass richtige zu tun. Halbherzigkeit funktioniert nicht, weder mir selbst noch anderen gegenüber. Daher muss ich mich der oft unangenehmen neuen Situation stellen, ich muss anerkennen, was sich verändert hat, und bin erst dann offen für Neues.

Verarbeitungsstrategien

Das Beispiel der Befragung von Top-Managern zeigt dabei unterschiedliche Verarbeitungsstrategien, die zum Teil nacheinander und in unterschiedlichen Stadien der Verarbeitung ausprobiert werden.

„Nach dem Ways of Coping Fragebogen von (Susan) Folkman und (Richard S. Lazarus) und der Coping Orientation of Problem Experience (COPE) von Charles Carver und Kollegen sind einige gängige Strategien oder Kategorien für Bewältigungsreaktionen

  • das Akzeptieren der Situation oder der eigenen Rolle darin,
  • aktives/konfrontatives Bewältigen, um den Stressor oder sich selbst vom Stressor zu entfernen,
  • antizipatorisches Bewältigen, das auf ein erwartetes, aber unkontrollierbares Ereignis abzielt,
  • Vermeiden/Ausweichen vor dem Stressor oder den damit verbundenen Gefühlen der Belastung,
  • Verleugnen des Problems oder der Gefühle,
  • sich mental oder verhaltensmäßig zurückziehen (aufgeben),
  • sich von der Situation distanzieren oder ihre Bedeutung minimieren,
  • die Schritte zur Lösung des Problems planen,
  • den Stressor als positive oder wachstumsorientierte Erfahrung umdeuten,
  • soziale Unterstützung suchen (…),
  • die eigenen Emotionen kontrollieren oder
  • auf einen geeigneten Zeitpunkt zum Handeln warten,
  • Substanzen verwenden, um die Gefühle zu dämpfen,
  • konkurrierende Aktivitäten unterdrücken, bis das Problem nachlässt,
  • sich der Religion zuwenden,
  • Humor verwenden und
  • Emotionen ablassen.“[5]

Sollten Sie sich, ihre Gefühle und ihr Verhalten gerade wiedererkannt haben, ist das nicht ungewöhnlich. Wenn Sie möchten, können wir Ihnen das (Er-)Leben gerne etwas erleichtern. Vielleicht passt ja eines unserer Angebote.

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[1] Wikipedia, Kritisches Lebensereignis, https://de.wikipedia.org/wiki/Kritisches_Lebensereignis, 13.01.2021

[2] Sebastian Debnar-Daumler, Marcus Heidbrink, Julian Brands, Claus Verfürth: Top-Manager in beruflichen Umbruchphasen – Wie der Umbruch erlebt wird und die Neuausrichtung gelingt, Springer Gabler, Wiesbaden 2016

[3] Elisabeth Kübler-Ross, Interviews mit Sterbenden, Kreuz Verlag, 1971

[4] Ich habe mir erlaubt, einige Anpassungen am Verarbeitungsmodell von Debnar-Daumler und seinen Kollegen vorzunehmen.

[5] S.Blum, M.Brow, R.C.Silver (2012), Coping, in: V.S. Ramachandran (Hrsg.), Encyclopedia of Human Behavior (Second Edition), Academic Press, 2012, https://doi.org/10.1016/B978-0-12-375000-6.00110-5 .
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version), Hervorhebungen durch den Autor dieses Beitrages

Titelphoto: Kevin Bosc on Unsplash

Autor: Dieter Bickenbach

Autor: Dieter Bickenbach

Co-Gründer und Geschäftsführer des geschaeftswarenladens

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